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Grönlands dümmste Idee: Alkoholentzug in Zeiten der Pandemie

Für Grönlands Hauptstadt wurde jetzt ein Alkoholverbot verordnet. Das heißt, dass kein Alkohol mehr verkauft werden darf. Von offizieller Seite heißt es, damit wolle man Kinder bzw. Menschen in Beziehungen schützen weil die häusliche Gewalt in Zeiten von Corona zugenommen habe.

Grönland hat schon immer ein Problem mit dem Alkoholismus und kam schon öfter auf die Idee, dass ein Alkoholverbot eine gute Idee sei. Es hat sich jedoch nie als eine gute Idee herausgestellt. Hinzu kommt, dass das Corona-Virus tückisch ist, manch einer weiß nun einmal nicht, dass er infiziert ist, zeigt keine Symptome. Wenn jetzt aber noch ein kalter Entzug hinzukommt, dann werden diejenigen, die jetzt bisher in der Hauptstadt mehr tranken, woanders hingehen, so es da noch Alkohol gibt. Daher erhöht sich das Risiko der Verbreitung. Noch dazu ist ein kalter Entzug ohne ärztliche Betreuung nicht nur für den Alkoholiker lebensgefährlich, es erhöht sich dadurch auch die Aggressivität gegenüber anderen und die Gefahr der Beschaffungskriminalität steigt.

In Zeiten, in denen Menschen zunehmend aggressiv werden weil manche sozialen Kontakte wegbrechen bzw. auch bisher verleugnete Konflikte aufbrechen, Menschen ein Suchtmittel zu verweigern, ist eine dumme und sehr gefährliche Idee.

Ausgehverbote oder: wie die derzeitige Krise mit den „Unvernünftigen“ jahrelang geschaffen wurde.

Keine Frage, die derzeitige Situation mit dem neuesten Corona-Virus überfordert alle. Das ist verständlich. Umso unverständlicher erscheint vielen, dass es nicht nur Jugendliche gibt, die trotz aller Gefahren hinausgeben, sondern Menschen auch denken, dass Regierungen oder andere staatliche Stellen die Gefahr absichtlich größer reden als sie ist um davon zu profitieren. Eine Idee, die logisch betrachtet, aber nicht einfach aus der Luft gegriffen ist. Dies heißt nicht, dass die derzeitige Situation nicht schlimm ist und uns allen viel abverlangt, es heißt aber auch, dass die Missachtung von Regierungsvorgaben und staatlichen Informationen eine Reaktion ist, die auch durch eben diese staatlichen Stellen mit geschaffen wurden.

Es galt lange Zeit als eher paranoid zu denken, dass Regierungen, öffentliche Behörden, die Polizei oder der Verfassungsschutz, salopp gesagt, mauscheln. Weniger salopp gesagt: Regierungen haben gerne Krisen genutzt um dann sowieso schon erwünschte sogenannte „Sicherheitsmaßnahmen“ durchzusetzen. Politiker, egal welcher Partei zugehörig, hatten kein Problem damit, solch teilweise für die Opposition unangenehmen Ideen, des Nachts noch schnell in eine ganz andere Abstimmungsvorlage zu stecken. Die Polizei hat es des öfteren fast geschafft, vom kleinen Vergehen bis zur Polizeigewalt im Sinne des Corpsgeistes zu schweigen. Der Verfassungschutz verstrickte sich so stark in seine Informantenidee und seine eigenen Lügen, dass dadurch nicht zuletzt die NPD eben nicht verboten werden konnte. Das alles ist keine Verschwörungstheorie, in Zeiten des Internet, des immernoch investigativen Journalismus und der Informationsfreiheit sind diese Dinge beweisbar. Es liegen also, wie es oft heißt, „harte Fakten“ vor.


Diese Entwicklungen haben unter anderem dazu geführt, dass das Vertrauen in die staatlichen Informationen weiter gesunken ist. Dies zeigt sich derzeit darin, dass offiziellen Zahlen ebenso wie den offiziellen Empfehlungen wenig bis gar nicht vertraut wird. In Zeiten wie diesen eine fatale Entwicklung, die von vielen bereits prophezeit wurde.

Hinzu kommt, dass auch der Hedonismus, der unbedingte Konsum, Feiern, Partymachen und auf den Rest keinen Deut geben, nicht zuletzt auch durch die „Influencer“ bei Facebook und Co. propagiert wurden. Kauft viel, kauft schnell, feiert als gäbe es kein Morgen. Zeitgleich wurde die Zersplitterung der Gesellschaft vorangetrieben, gegen ALG II-Bezieher auch von offizieller Seite gehetzt (Parasiten), die Mobilität und das moderne Büro, das für den Arbeitgeber keine Kosten mehr mit sich bringt und für den Arbeitnehmer aus einem Platz am wechselnden Schreibtisch oder in dem nächsten Cafe besteht wurden fast kritiklos als positiv angesehen. Die Frage, wie die „digitalen Nomaden“ leben sollen, wie die teilweise völlig überhöhten Mietpreise noch gezahlt werden können in Zeiten von prekärer Arbeit… sie wurden zwar kurz aufgeworfen, aber nie weiterführend angegangen oder gar gelöst.

Auch als banale Dinge abgetane Dinge wie gemeinsames Essen innerhalb von Familien oder das Miteinandersprechen wurden teilweise Seltenheit. Doppeltes Einkommen, Selbstverwirklichung, Karriere, der vorher erwähnte Hedonismus bildeten eine Allianz, die dazu führte, dass das Essen „To go“ Normalität wurde, Fast Food und Bringdienste waren stete Begleiter.

Nun aber sind diese „digitalen Nomaden“ teilweise arbeits“suchend“ (und jetzt nicht findend), die fröhlich-flippigen „Arbeitsplätze“, an denen man sich zum gemeinsamen Brunch traf, während man für einen Billiglohn werkelte – sie sind geschlossen und der Gesellschaft fällt die vorherige Zersplitterung mit sehr viel Schwung vor die Füße. Egal ob die Oma, die man ab und zu besuchte um schnell einmal noch Geld abzugreifen, nun nicht mehr besucht werden darf; ob Eltern plötzlich ohne Auftrage dastehen und daher kein Geld mehr für die beliebten Hobbies da ist oder schlichtweg die Familie sich nun auf engstem Raum aushalten muss – die Zeiten des großen C zeigen Probleme auf, die sich schon lange abzeichneten.

Es bleibt zu hoffen dass auch nach Bewältigung der Pandemie vieles nicht vergessen wird und die Menschen sich näher kommen und humanistisches Denken wiederentdecken. Und dies auf lange Sicht. Und dass sich jetzt Menschen weiter wachsam geben und darauf achten, welcher Politiker, welcher „Influencer“, welcher Journalist… was genau sagt und was dies für die Gesellschaft bedeutet. Dass Menschen darauf achten, wer für wen da war und wer nicht. Damit, wenn diesse Pandemie vorbei ist, die Lehren aus ihr nicht einfach wieder vergessen werden.